Sonntagserzählung

Manchmal finde ich mich selbst unglaublich witzig. Zum Schreien komisch. Dann halte ich mir den Bauch vor Lachen. Dann bin ich fast ein bisschen verliebt in mein eigenes Lachen und meinen Humor. Narzisstisch? Vielleicht. Aber es fühlt sich so leicht und beschwingt an und tut einfach gut. Manchmal ist es auch einfach das Leben selbst …

Seit nun knapp einem Jahr wohnt bei mir ein wunderbarer, sehr zuvorkommender, schwarzer Hengst. Er ist ein Gentleman und stellt alle Mythen die ich mir selbst über Hengste erzählt habe in den Schatten. Er beweist mir das absolute Gegenteil und trägt mich nahezu auf Händen – hätte er welche.

Letztes Jahr durfte er zwei meiner Stuten decken, so als Einstieg, damit es für uns beide nicht zu krass wird, die Umstellung. Er auf ein neues Heim – ihm war s wahrscheinlich recht egal, er geht absolut mit dem Leben – und ich auf die Pferdehaltung MIT Hengst – oh mein Gott, welche Herausforderung kommt da auf mich zu?! Haben wir beide bisher ziemlich gut hingekriegt, wie ich finde.

Seit ein paar Wochen, jetzt da der Frühling hier ist und auch die Hormone ins Blühen kommen beschäftigte mich des Öfteren die Frage, welche meiner wunderbaren Mädels ich ihm wohl dieses Jahr anvertrauen könnte. Und irgendwie komm ich immer wieder zu dem Schluss – keine. Weil ich dieses Jahr einfach keine Lust habe. Und dann sind es auch schlagartig so viele Pferde. Das stemme ich nicht. Fertig.

Und ich möchte gerne erleben wie es mit ihm wohl ist, wenn er nicht decken darf.

Aber wie geht es ihm damit? Wird er es überleben? Ist ihm nicht stinklangweilig dann? Hat er nicht sein Ziel verfehlt? Wird er wohl fies gegenüber seinen beiden Wallachfreunden werden, mit denen er sich den Paddock teilt? Seine Sinne sind ja trotz der räumlichen Trennung nahezu 24 Stunden auf die Mädels ausgerichtet. Er beschützt, er besitzt seine Herde. Er macht seinen Job. Fertig.

Und er wirkt grantig. Ziemlich grantig. Und trotz allem bleibt er ein Gentleman. Er lässt sich nicht hinreißen seinen Grant irgendwo zu verteilen. Er trägt sich selbst. Der Hengst trägt sich selbst. Er ist mir ein Musterbeispiel an Eigenverantwortung. An Selbstbeherrschung. Nicht unterdrückt, einfach be-herr-scht. Ein wahrer gentle Man.

Da erwacht in mir wieder Mitgefühl und Zweifel an meiner Entscheidung … und ich erwäge ganz leise ihn sozusagen öffentlich zum Decken auszuschreiben … aber nur vielleicht … so ein Stress, fremde Pferde am Hof usw …

Und dann kommt das Leben ins Spiel.

Eines schönen Sonntags, vielmehr, heute gegen Mittag schickt mir das Leben einen Pizzaboten, er bringt Pizza für meine Großeltern, was an sich schon ziemlich außergewöhnlich ist und ich ihm bereits bei der Herfahrt den Weg weisen muss. Das Leben schickt mir also einen Pizzaboten aus dem Nachbarort in Gestalt eines Italieners, der an meinem Gartenzaun steht und mich am Sonntagmittag ganz unvermittelt fragt:

Ist das Ponyhengst? Können wir decken lassen unsere Stuten?

Die erste Reaktion ist sehr perplex. Äh, wie jetzt? Einfach so? Ich meine … äh … häh? Also ich meine, das geht doch nicht … der kann doch nicht einfach … nee, also nee … äh … ich weiß nicht … ja … wieso eigentlich nicht?

Ich beobachte mich und kann mich innerlich kaum halten vor Lachen – vor Lachen über mich selbst und des Lebens Einfälle. Ganz deutsch und gut erzogen frage ich, ob die Pferdchen denn Papiere hätten und welcher Rasse sie angehörten. Er weiß es nicht, sie gehören seinem Chef. Er deutet ein paar Größen an, vielleicht Hüft- oder Brusthöhe, so in etwa. Ich gebe ihm eine Visitenkarte und schlage vor der Chef soll mich anrufen. Er willigt ein und schenkt meiner Tochter Gummibärchen, nicht ohne sich vorzustellen und meinem Namen italienische Herkunft zu verleihen. Und ich kann innerlich gar nicht aufhören zu lachen – nicht weil ich ihn oder das Leben auslache, einfach nur weil das Ganze was da gerade passiert so lustig ist!

Das Leben ist derart lustig unterwegs! Zum Schreien komisch! Ich halte mir den Bauch vor Lachen …

Keine Ahnung, ob sich da jemals etwas ergibt zwischen den italienischen Ponystuten (die eine, die in etwa seine Größe haben soll ist laut Erzählung auch noch ein Schimmel!!!) und meinem schwarzen isländischen Gentleman – es ist auch nicht so wichtig!

Aber die Geste des Lebens, diese wirklich lustige Geste, mir e i n e Variante direkt vor die Haustür zu liefern, in einer wahrhaftig unerwarteten Verpackung … ist einfach endlos kreativ. Ist einfach absolut beglückend. Ist einfach bezaubernd – und voller Freude falle ich wieder ins Lachen hinein!

Das Leben ist einfach!

Und es ist witzig, es ist hinreißend, liebevoll, voller Beschwingtheit und Neugier.
Ich bin verliebt in das Leben und seinen Humor.

Wenn ich dem Leben die Chance gebe gesehen zu werden, wenn ich mir erlaube zu sehen und zu lauschen – es schreibt einfach die allerbesten Geschichten! Ich bin gespannt, was passiert …

Danke an das Leben.