Führung

Viel lesen wir über Führung. Und wir lesen auch viel über Führungskräftetraining. Und wir denken darüber nach.
Ob ich als Chef tauge? Taugt mein Chef? Aber mal ehrlich, hast du wirklich eine Idee davon? Und wenn ja, wer hat sie definiert? Jemand von außen? Du selbst?

Was bedeutet das eigentlich: Führen?
Was ist denn eine authentische Führungspersönlichkeit? Auf welche verschiedenen Weisen gilt es zu führen? Das Ziel vor Augen und im Herzen?
Aber der Weg ist auch das Ziel. Und: Dominanz oder Gemeinsamkeit?
Muss ich wirklich der Chef im Ring sein? Oder gibt es eine Art sanfte Führung? Wie machen das die Pferde?
Wie ist das mit gerichtet und klar und doch flexibel und nicht verbohrt. Herz, Bauch und Kopf im Zusammenspiel?
Chef, Teamleiter, Mutter, Vater, Erzieher, Lehrer, eigentlich alle Menschen, die in irgendeiner Form mit anderen zu tun haben, denn Führung verteilt sich. Es ist nicht immer EINER der Chef. Aus meiner Sicht ist es situativ wandelbar.

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich selbst eine Art Führungstraining anbieten sollte. Es gibt es bereits vielfach – vielfach sogar mit Pferden. Ich habe darüber sinniert wie es aussehen könnte, wie ich es nennen und gestalten könnte.

Fakt ist, Pferde können uns sehr viel über Führung lehren. Wenn ich meine Herde beobachte dann entdecke ich viele Varianten der Führung. Von lauter Dominanz über Miteinander bis hin zum stillen Vorbild ist so einiges dabei. Es ist spannend das zu sehen und zu lernen. Und es ist übertragbar auf das oder mein jetziges Leben. Nicht eins zu eins – wie sollte das gehen – aber doch übertragbar.
In meine Rolle als Mutter. In meine Rolle als zeitweiliger „Teamleiter“ der Familie, in meine Rolle als Herz von Flytjastadir. In meine Rolle als was auch immer. Irgendwo finde ich (jedenfalls) immer einen Hinweis, ein Abbild, ein Beispiel.

Und, wenn ich mit meinen Pferden – oder einem Pferd – arbeite, etwas unternehme oder beisammen bin, auch dann spielen wir mit diesen verschiedenen Varianten. Mit dem Führen und dem Nicht-Führen. Wir wechseln uns ab, wir tauschen die Rollen. Wir spielen. Wir improvisieren. Es ist ein Tanz.

Ich könnte mir vorstellen … ja, ich glaube, dass das Leben so funktionieren kann.

Ich glaube, dass Beziehung und Gemeinschaft so funktionieren kann. Ich glaube, dass es immer wechselt, dass es immer tanzt, dass es eine einzige Improvisation ist. Mal folgen wir dem Einen, mal dem Anderen, mal folgt uns jemand, mal gehen wir gemeinsam vorne, mal nicht.
Aber selten folgen wir nur einem Einzigen. Das hatten wir schon, das hat schon Geschichte geschrieben – war selten gesund …

Dann gibt es da noch die Geschichte mit der inneren Führung.
Wie führe ich mich selbst? Wie zeige ich mir meinen Weg? Denn irgendwie passiert das ja. Sonst würde ja nichts passieren. Oder doch?
Wer steuert denn? Gott? Und was ist wenn Gott in mir ist? Gott als das Leben an sich. Die Kraft, die schöpferische Kraft, die alles bewegt. Ich bin also die schöpferische Kraft. Ich bin das Leben. Dann liegt alle Entscheidung in mir, alle Verantwortung und alle Macht. Ich zeige mir meinen Weg. Das ist die größte Freiheit.

Und die Begegnung mit einem anderen Lebewesen ist eine Unterhaltung. Eine Verhandlung unserer Entscheidungen. Eine Verhandlung unsere Ideen, Kraft und Räume.

Das ist wahre Führung.