Du tust mir weh: Strategien zur Selbstsabotage oder das Gegenteil

Es gibt Menschen, die kann ich einfach offenen Herzens lieben. Da fühle ich mich interessiert aufgenommen oder – Idealzustand – ganz direkt und ohne Umschweife offenen Herzens zurück geliebt. Ganz einfach so. Ohne Bedingung. Ohne Vorgabe wie ich zu sein habe. Und dann gibt es Menschen, die liebe ich offenen Herzen, die haben aber nichts Besseres zu tun, als mir ab und an das Messer in Selbiges zu rammen.

Erzähle ich mir.

Das verursacht mehr oder weniger starke Schmerzen im Brustkorb und dem Rest des Systems bis hin zu körperlichen Abwehrreaktionen, die sich dann auf dem Klo entladen. Um jetzt nicht zu viel Information raus zu geben. Von diversen depressionsartigen Zuständen und sonstigen Selbstzerstörungstechniken mal abgesehen.

In meiner verzweifelten Suche nach dem Grund und einem für mich „artgerechten“ Umgang damit bin ich auf verschiedene Strategien gestoßen:

Darüber reden: Mit der jeweiligen Person … hahahahaha …. Echt jetzt? Im Ernst … ich komme später noch dazu, warum ich glaube und auch fühle, dass das in vielen Fällen gar bringt … sarkastisches Kopfschütteln …

Selbstmitleid: Ist so die gängigste Variante, die ich wähle. Alle sind scheiße zu mir und ich bin ein armer Tropf, den niemand liebt. Buhuhuhu. Armes Baby. Kann sehr ergiebig sein, sich über Tage bis Wochen erstrecken, bringt aber leider wenig. Außer: noch mehr Selbstmitleid.

Ignoranz: Ich kann einfach so tun, als wäre das nicht so. Oder noch besser, als gäbe es diese Menschen nicht. Nicht sonderlich einfach, für mich mit größerer Anstrengung verbunden. Erschöpft mich zielstrebig.

Verständnis: ja. Ähm. Nein. Also ja, ich würde gerne, komme aber nicht dahinter. Verständnis hat ja was mit verstehen zu tun. Vom Kopf her. Wenn ich allerdings schon in dem Film bin und sowieso gar nicht mehr aus meinem Sumpf an Selbstzerstörung heraus komme, fällt es mir absolut schwer Verständnis für den anderen aufzubringen. Und mal ganz ehrlich: ist das nicht auch ein Form von Kontrolle? Ein verzweifelter Versuch den anderen doch in irgendeiner Form zu überwachen oder letzten Endes zu manipulieren, dahin gehend mich doch noch zu lieben, mich nicht mehr zu verletzen und doch bitte achtsamer mit mir umzugehen?

Dankbarkeit: In der spirituellen Szene spricht man ja gerne von spiegeln. Oder das Gegenüber zeigt dir deine empfindlichen Stellen. Deine Muster, deinen Schmerz. Deine Schattenseiten. Frei nach dem Prinzip Du bist ich und ich bin du – schnuddelbuddeldaddeldu … Ja, auch ich finde das stimmig. Nur, ähm, gibt es Situationen, die mich hier bisweilen an meine Grenzen bringen und gebracht haben. Nicht immer, jeder und alles hat auch etwas mit mir zu tun. Das will ich einfach nicht glauben. Will ich nicht. Bockig. Dennoch kann ich mich schon ab und an dort hinein begeben und offen für die Schmerzreflexion sein. Wenn ich will, wenn ich mich dafür bereit erkläre. Von mir aus und für mich. Und dann darf ich dankbar sein für Selbige. Ja, danke, dass du mich an meinen Schmerz erinnerst … und jetzt hör auf damit und sei gefälligst wieder lieb!

Perspektive drehen: Hm. Dreh, dreh, dreh … ah! Ja. Doch da komme ich der Sache schon näher. Ich bin ein Meister darin, mich selbst zu manipulieren. Vorsätzlich in Richtung Zerstörung, die gegen mich selbst und meinen Herzensraum gerichtet ist. So. Nun kann ich das ja wirklich, wirklich gut. Dann könnte es ja gar nicht so schwer sein, diese Meisterschaft auch mal anders herum anzuwenden. Ich könnte mich bestärken. Ich könnte alle Projektion, die ich nach außen gerichtet habe zu mir zurück nehmen, das was nicht zu mir gehört dort lassen und mich ab jetzt positiv bestärken. Ich könnte mir erzählen: Ich bin gut, so wie ich bin. Ich bin es wert. Gut. Jetzt ist Schluss mit Konjunktiv! Ich tue das. Ab jetzt. Auch wenn ich nicht weiß wie.
Das ist übrigens auch der Grund, warum ich glaube, dass reden nicht immer etwas bringt. Zunächst und zu allererst darf ich die Sache in mir selbst sortieren. Die Projektion zu mir nehmen und wieder für Klarheit in mir sorgen. Dann kann ich einen Versuch zur Kommunikation starten … wenn es dann noch notwendig ist. Natürlich gibt es auch Menschen und Situation, die erfordern das genaue Gegenteil, hab ich auch erlebt, da redest du und es sortiert sich während des Redens, aber das geht eben nicht immer.

Verletzbarkeit: Die Königin aller Strategien. Und vermutlich auch die schwerste. Alle Schutzmauern abtragen. Offenheit für was auch immer da ist. Ein offenes Herz, ein offener Geist für das, was da kommt. Das heißt übrigens im Umkehrschluss nicht, dass ich mir alles gefallen lassen muss. Verletzbarkeit heißt nicht sich ergeben. Für mich bedeutet es vielmehr sich hinzugeben. Ganz und gar ans Leben. An die Lebendigkeit. Oh! Und beim Schreiben wird mir klar, mal wieder, dass Teil der Lebendigkeit auch ist verzweifelt zu sein, verletzt zu sein und Schmerzen zu haben. Traurig zu sein und enttäuscht. Auch wütend. Meinen Raum und meine Grenzen einnehmend. Dafür einzustehen, was mich nährt und was nicht. Manchmal heißt das auch zu versinken im Sumpf der Selbstzerstörung. Und es heißt vor allem, dass ich mich dennoch oder gerade deshalb immer wieder neu für mein offenes Herz entscheiden kann. Also: ich liebe euch trotzdem! Ätsch!

Fazit für heute: „Jemand liebt mich nicht“ oder „jemand verletzt mich“ inklusive allen Gefühlen, die daran hängen und mich quälen ist ein Gedanke, der mir selbst entspringt und all meinen Mustern und Schmerzen. Ein Selbstzerstörungsdrama, von mir erschaffen um des Untergangs des eigenen Universums Willen. Ein Gedanke kann niemals wahr sein. Er ist nur ein Gedanke. Ob mich jemand liebt oder nicht, ist nicht mein Problem. Nicht mein Business. Nur seins. Ich kann nicht verletzt werden, das kann ich mir nur selbst zufügen, durch die Art meines Denkens. Das kann ich sehr gut alleine.

Ob ich jemand liebe … entscheidet mein offenes Herz.

Das ist meine Art zu prozessieren. Ausdauernd. Flexibel. Wahrscheinlich durchschreite ich alle Stufen und noch mehr, die ich beschrieben habe. Um dann am Ende doch wieder bei mir zu landen. Jedes Mal neu, jedes Mal anders und jedes Mal mit einem Stückchen mehr Innigkeit.

Das bin ich.

Danke